Historisches EM-Gold für Deutschland
- LTV/S-A
- 28. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Schönmaier und Eder triumphieren bei Premiere des Mixed-Finals
Karina Schönmaier und Timo Eder griffen sich erst beide fassungslos an den Kopf und fielen sich dann überglücklich in die Arme. Bei der Premiere des neuen Mixed-Finals während der Heim-Europameisterschaften von Leipzig hat das Paar aus Deutschland Gold und damit einen historischen Titel gewonnen. Im spannenden Duell um den Sieg setzten sich die Chemnitzerin und der Ludwigsburger mit 25,566 Punkten und damit einem Vorsprung von nur einem Zehntel gegen die Briten Jake Jarman und Ruby Evans durch.
“Es ist einfach nur der Wahnsinn”, kommentierte Schönmaier. “Es ist legendär, was wir hier geschafft haben.” Eder fügte hinzu: “Der Wettkampf hat bei uns beiden gut funktioniert, wir haben beide keinen größeren Fehler gemacht. Die Goldmedaille motiviert mich, auch in den nächsten Tagen noch mal gut zu turnen, und nimmt mir auch ein bisschen die Nervosität, weil alles andere Zugabe ist.” Beide Deutschen stehen an diesem Donnerstag in den Mehrkampffinals; Schönmaier tritt zudem noch mal an Sprung und Boden an, Eder am Barren.
Auch Männer-Bundestrainer Jens Milbradt zollte Respekt. “Das ist ein total spannender Wettkampf, und er hat auch etwas mit Taktik zu tun”, sagte er. “Das hat bei uns heute super funktioniert, weil Karina und Timo einen geilen Job gemacht haben.”
Ein Mixed-Wettbewerb ist bei den Spielen 2028 in Los Angeles auch im olympischen Programm vorgesehen, allerdings, wie Frauen-Bundestrainer Gerben Wiersma erzählte, wohl für Vierer-Teams, am Ende aller Finals und dann auch mit Stufenbarren, der diesmal fehlte. Man könne über das Format noch viel diskutieren, “aber natürlich”, so der Niederländer: “Wir haben heute Gold gewonnen, und das ist immer schön.”
Im Goldfinale vorgelegt
Die beiden Deutschen mussten im Goldfinale vorlegen. Eder ging am Reck auf Risiko, turnte seine schwierigste Kür und musste als kleine Schwäche nur einen Schritt nach dem Abgang verbuchen (13,333). Seine Partnerin hatte am Schwebebalken einen größeren Wackler nach dem Seitwärtssalto und erreichte 12,233 Punkte. Jarman zeigte am Reck eine leichtere Übung als Eder, holte sich aber den neuen Lande-Bonus mit einem makellosen Abgang und kam so auf den gleichen Endwert. Evans kämpfte am Balken ähnlich wie Schönmaier mit dem Gleichgewicht (12,133) und zog im Duell der Turnerinnen knapp den Kürzeren.
Im Zweikampf um Bronze setzten sich die Italiener Lorenzo Minh Casali (13,70) und Manila Esposito (14,266) mit Übungen am Barren und am Schwebebalken sowie 27,966 Zählern gegen die Franzosen Anthony Mansard (13,033) und Morgane Osyssek-Reimer (12,666) durch, die beide am Boden antraten und auf 25,699 Punkte kamen.
An den stärksten Geräten den Medaillenkampf klargemacht
Es war ein ganz besonderer Nachmittag, den die 4556 Zuschauer am Mittwoch in der Messehalle eins von Leipzig erlebten. Erstmals wurde bei einer Turn-Europameisterschaft ein Mixed-Finale ausgetragen. 16 Paare, je eines pro Nation, hatten sich dafür über die Mehrkampf-Qualifikation empfohlen. Die Männer turnten an Boden, Barren und Reck, die Frauen an Sprung, Schwebebalken und Boden. Über die Reihenfolge, in der sie die Aufgaben absolvierten, durften sie selbst entscheiden.
Für den Deutschen Turner-Bund (DTB) gingen Karina Schönmaier und Timo Eder im letzten von drei Durchgängen an die Geräte. Die Chemnitzerin hatte sich im internen Wettstreit gegen die Stuttgarterin Helen Kevric durchgesetzt, weil sie bei gleicher Summe von den drei Geräten, die dafür zählten, zwei für sich entschieden hatte.
Beide DTB-Vertreter begannen am Boden, wo Schönmaier nach einem kleinen Stolperer 12,833 Punkte erntete. Timo Eder, der nach der letzten Bahn einmal raustreten musste, zog mit 13,433 Punkten als letzter Turner in diesem Durchgang nach. Das bedeutete Rang sechs mit 26,266 im Zwischenklassement. In Führung lagen zu diesem Zeitpunkt die Schweizer mit 27,033 Punkten, für die Noe Seifert am Barren mit 14,20 und Anny Wu mit 12,833 am Sprung gesorgt hatten.
Im zweiten Durchgang, in dem nur noch die Hälfte der Duos übrig waren und es wieder von Null losging, setzten Schönmaier und Eder auf ihre besten Geräte, an denen sie auch in den Finals stehen: Sie zeigte einen sauberen Jurtschenko mit Doppelschraube am Sprung (13,933), er eine blitzsaubere Barrenkür (ebenfalls 13,933), Mit zusammen 27,855 gingen sie erst mal in Führung. Die Briten mit Jake Jarman am Boden (14,40) und Ruby Evans am Sprung (13,966) zogen mit 28,366 Punkten noch vorbei. Doch das Goldfinale ließ sich das DTB-Duo nicht mehr nehmen. Die vorher führenden Schweizer kassierten am Boden je einen Sturz und kamen nicht mehr weiter.