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Lukas Dauser über sein Leben als Weltmeister und Olympia 2024

"Das mit Halle passt!" Turn-König Lukas Dauser spricht im MZ-Interview über sein neues Leben als Weltmeister, Olympia 2024 und Ziele für das Torwandschießen.

Von Petra Szag, Mitteldeutsche Zeitung, Aktualisiert: 28.10.2023, 11:57

Lukas Dauser gewann bei der WM in Antwerpen Gold am Barren. (Foto: Imago/Schreyer)

Halle/MZ - Der König des Barrenturnens – so darf sich Lukas Dauser nennen. Der in Halle trainierende Top-Sportler ließ bei den Titelkämpfen der Weltelite in Antwerpen die gesamte Konkurrenz an seinem Spezialgerät hinter sich. Für das deutsche Turnen war es das erste WM-Gold seit 2007, als Fabian Hambüchen am Reck siegte. Was sich für den 30-jährigen Dauser geändert hat, seit er als Weltmeister durch die Welt geht, wie er zu Auftritten in Unterhaltungsshows steht und warum er sein Karriereende noch offen lässt, hat er unserer Redakteurin Petra Szag erzählt.

Herr Dauser, stimmt es, dass Sie bei Ihrem jüngsten Flug eine persönliche, weltmeisterliche Begrüßung erhalten haben?

Lukas Dauser: (lacht) Ja, tatsächlich, das war lustig. Als ich letzte Woche nach Berlin geflogen bin, hat mich der Pilot erkannt und in seiner Ansprache vor dem Start erwähnt.

Hier fliegt der Weltmeister also. Sie waren bereits Zweiter bei Olympia und der WM. Hat sich die öffentliche Wahrnehmung trotzdem noch einmal verändert, nun, da Sie Gold gewonnen haben?

Dauser: Ich denke schon. Es freut mich natürlich, wenn ich hin und wieder auf der Straße erkannt und auf meinen Erfolg angesprochen werde. Aber auch meine eigene Wahrnehmung ist nun eine andere. Es fühlt sich gut an, zu wissen, dass ich alle schlagen kann. Sind Sie nach dem Weltmeister-Trubel inzwischen wieder im Alltag angekommen? Dauser: So richtig nicht. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass ich gerade viele Termine habe, viel unterwegs bin. Auch in der Bundesliga, da treffe ich immer wieder Leute, die mir gratulieren, das Thema kommt also immer wieder auf. Ein bisschen habe ich das zwar realisiert, aber ehrlich, es ist noch nicht ganz so, dass ich es verstanden habe. Wie ist das als Weltmeister: Ist man erstmal leer? Oder voller Energie für die nächste Aufgabe?

Dauser: Weder noch. Ich habe ja nicht groß pausiert. Was ich aber gespürt habe, es ist richtig viel Last von mir abgefallen, die Anspannung der letzten Wochen war enorm. Aber insgesamt kann ich das alles richtig genießen, es ist schon ein tolles Gefühl.

Wie kosten Sie den Triumph aus? Ausschlafen? Fettes Essen? Oder vielleicht mal gar nichts tun und den Barren Barren sein lassen?

Dauser (lacht): Ausschlafen geht leider nicht, weil ich gerade einen vierwöchigen Bundeswehrlehrgang zum Feldwebel absolviere. Da geht’s früh um 7 Uhr los. Und trainiert wird trotzdem, nach Dienstschluss, in Vinnhorst, nicht weit weg von meiner Kaserne in Hannover, weil die Bundesliga ja noch läuft und ich nächste Woche einen Wettkampf in der Schweiz habe. Aber ganz so streng wie sonst läuft es tatsächlich gerade nicht. Das eine oder andere Stück Pizza zum Beispiel gönne ich mir schon einmal. Oder auch Schokolade.

Sie haben schon vor der WM fehlende Aufmerksamkeit für das Turnen beklagt, die Omnipräsenz des Fußballs kritisiert. Ihre Gold-Übung war nur im Internet zu sehen. Erwarten Sie, dass sich durch ihren Triumph nun etwas ändert?

Dauser: Ich hoffe natürlich, dass das Interesse nachhaltig steigt und sich die Fernsehanstalten das nächste Mal überlegen, live dabei zu sein.

Ihr guter Kumpel Fabian Hambüchen hat dem Turnen auch als Dauergast in diversen Showsendungen zu Popularität verholfen. Liegt Ihnen so etwas?

Gerade war ich zum zweiten Mal bei der Samstagabend-Show Klein gegen Groß dabei. Die Aufzeichnung wird im Januar ausgestrahlt. Beim Quiz-Duell im Ersten war ich auch. Solche Angebote nehme ich gern an. Also ja, so etwas liegt mir auch. Ich bin ja schon länger im Geschäft und habe dadurch Erfahrung im Umgang mit Medien, Publikum und Kameras.

Am Samstag müssen Sie sich im Aktuellen Sportstudio beim Torwandschießen beweisen.

Dauser: Ich habe gerade gelesen, dass es noch niemand geschafft hat, sechsmal zu treffen. Ab und zu spielen wir ja auch Fußball zur Erwärmung. Mal sehen, was möglich ist. (schmunzelt)

Stargast im Sportstudio samt Torwandschießen, als Weltmeister zu Gast in Unterhaltungsshows, persönliche Grüße im Flugzeug, all das wäre ohne Ihren Wechsel von Berlin nach Halle wahrscheinlich nicht möglich gewesen.

Lukas Dauser: Absolut. Das mit Halle passt. Entscheidend ist dabei die Trainerfrage. Was Hubert Brylok in den vergangenen drei Jahren aus mir herausgeholt hat, ist unfassbar. Und die Trainingsgruppe mit Nils Dunkel und Nick Klessing tut mir gut, wir pushen uns gegenseitig. Die Stadt selbst gefällt mir auch, hier ist alles so familiär. Wir haben kurze Wege bis zur Sporthalle oder auch in die Stadt hinein, das schätze ich, bis hin zu den Spaziergängen an der Saale. Entspannte Spaziergänge sind mit Ihrer Frau Viktoria derzeit nur selten möglich. Sie arbeitet in Hannover, Sie leben in Halle. Wie stecken Sie die Fernbeziehung weg? Dauser: Nach zehn Jahren, die wir zusammengelebt haben, ist das eine schwierige Situation. Aber wir haben Lösungen für uns gefunden. Der Fokus liegt auf Paris 2024.

Dort wird einer Ihrer Gegner auch Oleg Wernjajew sein. Der Ukrainer, Barren-Olympiasieger von 2016, war als überführter Doping-Sünder schon bei der WM dabei. Und das nur, weil das Internationale Sportgericht die vierjährige Dopingsperre von 2020 auf zwei Jahre reduziert hat. Wie sehen Sie diese Entscheidung?

Dauser: Zu dopen ist höchst unfair. Normalerweise finde ich zwar, dass jeder eine zweite Chance verdient hat, aber gerade im Zusammenhang mit Doping ist das schwierig. Es wird aber sicher Gründe geben, warum die Strafe reduziert wurde, auch wenn ich sie nicht kenne. Ihr größter Rivale in Paris wird aber vermutlich ohnehin Zou Jingyuan sein. Bei der WM war der amtierende Olympiasieger nicht dabei, hat die Asienspiele vorgezogen. Es gab Äußerungen, dass seine Abwesenheit Ihnen den Titel erleichtert hat. Ärgert Sie das?

Dauser: Ich empfand die Situation als eher schwieriger, weil alle gesagt haben: ,Du warst die letzten Jahre Zweiter hinter ihm und wirst deshalb diesmal gewinnen.’ Der Druck war größer. Und wer weiß, wie er geturnt hätte. Aber das ist alles Spekulation. Ich war da, ich habe meine Leistung gebracht. Das Ergebnis motiviert mich, denn ich weiß, mit meiner Übung kann ich jeden schlagen. Auch Zou Jingyuan.

Was kommt nach dem Showdown in Paris? Das Karriereende? Sie sind dann immerhin schon 31 Jahre alt, haben alles erlebt.

Dauser: Natürlich denke ich darüber nach, was danach kommt. Aber ich werde mich jetzt nicht entscheiden, sondern nach Paris alle Möglichkeiten abschätzen.



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