Dunkel holt EM-Gold am Barren
- LTV/S-A
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Beim Überraschungssieg des Hallensers sichert sich Teamkollege Eder in Leipzig Bronze

Nils Dunkel hat bei den Europameisterschaften in Leipzig für die nächste Überraschung aus deutscher Sicht gesorgt und die Goldmedaille am Barren gewonnen, Teamkollege Timo Eder sicherte sich hinter dem Schweizer Ian Raubal Bronze. Für Dunkels Trainer Hubert Brylok, der 2023 Lukas Dauser zum WM-Titel am gleichen Gerät geführt hatte, war dies ein perfekter Abschluss seiner Karriere als Coach bei internationalen Großereignissen vor dem offiziellen Rentenbeginn Anfang 2026. Zuletzt hatte der Unterhachinger Marcel Nguyen 2012 für Deutschland Gold an den beiden Holmen gewonnen.
“Wahnsinn!”, kommentierte Dunkel seinen Triumph. “Ich war heute wirklich aufgeregt”, denn er habe gesehen, dass es auf Platz zwei für ihn gehen könnte, sollte ihm eine sehr gute Übung gelingen. “Auf Platz eins habe ich eigentlich gar nicht geschielt, weil Ferhat Arican normalerweise sehr stabil turnt.”
Brylok hatte die Übung “gut gefallen”, und Dunkel habe sich den Titel verdient. “Ich hatte überhaupt keine Erwartungen, wollte, dass wir beide meinen letzten internationalen Einsatz genießen. Dass so ein Ergebnis dabei herauskommt, ist absolut Bombe.”
“Ich habe einfach versucht, meine Übung wie in den vergangenen Tagen zu turnen, und es hat wieder funktioniert”, sagte Eder. “Ich hätte nicht gedacht, dass das für eine Medaille reicht. Aber ich bin froh und erleichtert, dass alles gut ausgegangen ist.”
Dunkel war im Finale als Vierter ans Gerät gegangen und setzte sich mit einer seiner besten Barrenübungen überhaupt und 13,90 Punkten an die Spitze des Feldes, vor dem bis dahin führenden Schweizer Raubal (13,766). Der Vorkampfbeste Ferhat Arican musste danach absteigen (12,033), und als auch der Franzose Leo Saladino dahinter blieb (13,333), war Dunkel, der eigentlich lieber im Pauschenpferd-Finale gestanden hätte, eine Medaille sicher. Danach legte Timo Eder eine fast makellose Darbietung hin samt perfektem Stand und reihte sich mit 13,70 Punkten auf Rang drei ein. Als Olympiasieger Oleg Verniaiev aus der Ukraine als letzter Starter absteigen musste, standen der EM-Titel für Dunkel und Bronze für Eder fest.
Doppel-Europameisterin Karina Schönmaier beendete ihren glänzenden Auftritt bei dieser Heim-EM als Sechste am Boden (12,966). Hier war die Rumänin Ana Barbosu nicht zu schlagen (13,833).
In einem spannenden und spektakulären Finale am Sprung hatte zum Auftakt des Nachmittags der Armenier Artur Davtyan den Sieg davongetragen. Der Olympiazweite katapultierte sich auf 14,799 Punkte und hielt damit den Briten Jake Jarman (14,733) und den Ukrainer Nazar Chepurnyi (14,583) knapp auf Distanz. Für Davtyan war es der zweite EM-Titel an diesem Gerät nach dem 2023 in Antalya.
Am Schwebebalken sicherte sich Stufenbarren-Olympiasiegerin Nina Derwael ihr erstes EM-Gold an diesem Gerät. Die Belgierin kam mit einem sehr sicheren und schönen Vortrag auf 14,033 Punkte. Rang zwei und drei gingen an die Rumänin Ana Barbosu (13,666) und die Italienerin Sofia Tonelli (13,633). Derwael hatte bereits am Freitag an den beiden Holmen den Titel gewonnen.
Andreas Toba verabschiedet sich in Leipzig mit Rang zwei am Reck von der internationalen Bühne
Standing Ovations für einen der ganz Großen im deutschen Turnen: Andreas Toba hat bei den Heim-Europameisterschaften in Leipzig die Silbermedaille am Reck gewonnen. Der Hannoveraner musste sich bei seiner allerletzten Kür auf internationaler Bühne mit 14,00 Punkten nur dem Litauer Robert Tvorogal (14,30) geschlagen geben. Rang drei belegte beim Abschluss der Titelkämpfe vor 5500 Zuschauern in der Messehalle eins der Franzose Anthony Mansard (13,966), der als Letzter ans Königsgerät gegangen war, aber nicht mehr an dem 34 Jahre alten Deutschen vorbeiziehen konnte. Schon 2021 in Basel hatte Toba EM-Silber am Reck geholt.
“Das bedeutet mir die Welt”, kommentierte der Zweitplatzierte mit Tränen in den Augen und bedankte sich bei seiner Familie, seinen Teamkollegen, seinem Trainer und allen anderen, die ihn während seiner langen Karriere unterstützt hatten. “Besser hätte ich es nicht machen können. Die beste Übung in meinem Leben zum Abschluss, was will man mehr?" Seine Emotionen hätten ihn begleitet, “und das hat mir Kraft gegeben”.
Bundestrainer Jens Milbradt hatte selbst Herzklopfen, als Toba zur Stange griff. “Ich kann mir vorstellen, wie es in ihm drinnen aussah", sagte der 56-Jährige. "Dann noch mal eine solche Leistung abzurufen, ist absolut unbeschreiblich und zeigt, was für ein Sportsmann er ist.”
In Zukunft will der Sportler seine Liebe zum Turnen als Landestrainer im Niedersächsischen Turnerbund weitergeben. Schon am Montag wird er den Rollenwechsel vollziehen und als Coach in der Halle stehen. “Wenn ich zu viel Pause hätte, würde ich wieder turnen wollen”, sagte Toba.
Abseits von Medaillen hatte der ehemalige deutsche Mehrkampfmeister Schlagzeilen geschrieben, als er bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 trotz eines Kreuzbandrisses, den er sich am Boden zugezogen hatte, für sein Team noch ans Pauschenpferd gegangen war. Seitdem war Toba auch als “Hero de Janeiro” bekannt.
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