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Lukas Dauser: Seine Marotten, seine Familie und seine Hochzeitspläne

Lukas Dauser gibt vor der Abreise nach Liverpool zur WM einige Geheimnisse preis: Welche Marotten er pflegt und wie er sich die perfekte Hochzeit vorstellt.

Von Petra Szag, Mitteldeutsche Zeitung

Turnstar Lukas Dauser beschreibt sich selbst als Perfektionist.
Turnstar Lukas Dauser beschreibt sich selbst als Perfektionist. (Foto: IMAGO/Schreyer)

Halle (Saale)/MZ - Er ist das Gesicht des deutschen Turnens: Lukas Dauser. Viel ist über den in Halle trainierenden Bayern seit seinem Olympiasilber 2021 geschrieben worden. Doch es gibt noch immer einige Geheimnisse um den 29-Jährigen, der bei der WM in Liverpool ab Montag an die Geräte gehen wird. Für die MZ plauderte er aus dem Nähkästchen.

Da ist zum Beispiel die Sache mit den Ritualen. Lukas Dauser pflegt so manche Marotte. „Wenn ich morgens aus dem Bett steige, dann immer mit beiden Füßen, um nicht mit dem falschen Bein aufzustehen“, sagt er. Und: „Ich rasiere mich nie am Wettkampftag, sondern immer schon einen Tag davor, denn es heißt ja: Wer rasiert, verliert.“ Kurz vor dem Wettkampf beginnt – immer nach gleichem Schema – seine mentale Vorbereitung, geht er Übungen noch einmal durch. „Das ist alles eingespielt, wie ich meine Riemchen anziehe, wie ich meine Tasche sortiert habe, da muss alles an seinem Platz sein, um nicht zusätzlich in Hektik zu verfallen.“ Und die Badelatschen stehen immer akkurat parallel zu den Geräten. „All das gibt mit das Gefühl von Sicherheit und Ruhe.“

Lukas Dauser ist ein Meister auch im Grillen

Für Sportler eigentlich eher untypisch ist auch Dausers Ordnungsdrang. Die Trainingstasche schnell mal vollstopfen oder vielleicht sogar etwas vergessen – das gibt es bei ihm nicht. „Nein, so bin ich auch nicht erzogen worden“, erzählt er und gibt zu, dass bei ihm zu Hause meist alles gleich weggeräumt wird, nichts länger liegen bleibt.

„In meinem Sport“, erklärt Dauser, „ist das ja auch so, das habe ich mitgenommen. Beim Turnen geht es um Perfektion, man versucht sich nichts abziehen zu lassen, bemüht sich, dass alles akkurat sitzt. Die Akribie habe ich auf den Alltag übertragen.“ Und wie ist das mit dem Schlafen vor großen Wettkämpfen? Der Turner gibt zu, dass er tatsächlich Probleme hat, einzuschlafen. „Es dauert ein bisschen, ich denke sehr viel nach. Aber meist funktioniert es dann doch.“ Und wenn nicht, werden dann Schäfchen gezählt oder lässt er sich einlullen vom Fernsehprogramm? Dauser schüttelt lachend den Kopf. „Dann hilft mir ein Melatonin-Spray. Und es gibt mentale Übungen, auf die ich zurückgreife.“

Seine größte Leidenschaft neben dem Turnen und seiner Verlobten Viktoria ist übrigens die Küche. „Grillen zum Beispiel mag ich am liebsten. Witzigerweise waren wir vor ein paar Tagen erst mit der Trainingsgruppe und dem Trainer in Leipzig bei einem Grillkurs.“

Für ihn ist das offensichtlich mehr, als nur Fleisch auf den Rost zu packen. „Man kann ganz viele verschiedene Gerichte zaubern, zum Beispiel auch einen Wok integrieren und asiatisch kochen. Neben Fleisch wird auch mal gern Gemüse gegrillt, bis hin zu Kichererbsen oder Avocados“, kommt er regelrecht ins Schwärmen. „Es gibt ganz verrückte Sachen, ich versuche mich immer wieder neu.“

Und isst der so körperbewusste Sportler das dann auch alles selbst? „Ja. Aber ich bin ohnehin nicht mäklig, hoaglig, wie man in Bayern sagt, ich esse alles, was auf den Teller kommt.“ Seine Viktoria hat es da also einfach mit ihm. Bald wird sie seine Ehefrau sein. Ende Mai 2023 wird geheiratet.

Was gehört für Lukas Dauser zu einer perfekten Hochzeit? „Viele gute Freunde nicht nur aus der jetzigen Zeit. Auch die ganze Familie soll dabei sein, jeder soll Spaß haben und seinen Gefühlen freien lauf lassen können. Vor allem meiner Frau soll alles sehr gut gefallen. Gemeinsam Spaß haben, das ist uns wichtig.“

Um möglichst allen Gästen gerecht zu werden, lassen sich die zwei in Nürnberg trauen. „Meine Eltern, zwei Schwestern, Onkel, Tanten wohnen alle in der Nähe von München, die Familie meiner Frau kommt aus Berlin. Wir haben die ganze Autobahn zwischen München und Berlin geschaut und uns für eine Location in der Nähe von Nürnberg entschieden. Das passt auch, weil viele Freunde aus ganz Deutschland anreisen werden.“

Lukas Dauser heiratet Freundin Viktoria: Trauzeuge ist Stadionsprecher in Unterhaching

Lukas Dauser kennt man vor allem im Trainingsanzug. Was favorisiert er für diesen Tag? „Was ich anziehe, steht noch gar nicht fest. Im Januar werde ich mit meinem Trauzeugen und einem Freund nach Leipzig fahren und mal schauen.“

Der Trauzeuge übrigens kommt nicht aus dem Turnen, ist dem Sport aber dennoch sehr verbunden. Dauser verrät, dass sie beide praktisch Tür an Tür aufgewachsen und seit jeher beste Freunde sind. Manch einer kennt die Stimme des Trauzeugen: Er ist Stadionsprecher in Unterhaching.

Dausers Heimatverbundenheit ist kein Geheimnis. Auch, dass sein Stammverein TSV Unterhaching sehr stolz auf ihn ist. Die Gemeinde soll ihm sogar einen Quadratmeter Boden geschenkt haben nach seinem Olympiasilber, war zu lesen. „Erde war es nicht, sondern ein Handtuch, aber auch darüber habe ich mich gefreut“, klärt er auf.

Öffentlichkeitsscheu, das merkt man, ist Dauser nicht. Kann er sich vorstellen, wie andere große Sportler später mal bei Gameshows im TV mitzumachen? Er scheint nicht abgeneigt. „Mein großes Ziel ist Olympia 2024 in Paris, international wird danach wahrscheinlich Schluss sein. Ich studiere ja Internationales Management. Marketing und Management finde ich spannend, ich will schon dem Turnen verbunden bleiben. Wenn sich also etwas Cooles anbietet, werde ich die Chance sicher nutzen und mitmachen“, sagt er.

Wird er der Turnwelt später etwas Bleibendes hinterlassen? Ein Element zum Beispiel, das nach ihm benannt ist? „Das gibt es tatsächlich, den Dauser am Barren habe ich 2015 geturnt, der passt aber leider gerade nicht in meine Übung. Trotzdem ist es schön, ein eigenes Element zu haben, wenn man sich in der Turnwelt neben Erfolgen verewigen kann. Das ist schon cool, wenn ein Japaner im Training sagt: ,Eh, ich probiere mal jetzt den Dauser’.“

Lukas Dauser: Seine Schwestern tanzen, er turnt

Ein, zwei sportliche Fragen müssen zum Abschluss aber unbedingt auch noch geklärt werden. Wieso hatte er sich fürs Turnen entschieden und nicht etwa Fußball, wie fast alle kleinen Jungen? „Auch ich habe tatsächlich als Fußballer angefangen, dazu Tennis gespielt, bin Ski gefahren. Ich komme aus einer sportlichen Familie“, erzählt er. „Meine beiden Schwestern haben dann Ballett gemacht und meine Eltern haben gedacht: Ballett und Jungs - das passt nicht, deshalb haben sie mich beim Turnen angemeldet.“

Und woher rührt seine Liebe ausgerechnet zum Barren? „Ich denke mal, das, was man am besten kann, macht man am liebsten.“ Natürlich hat er aber auch eine gute Veranlagung für das Gerät. „Am Barren fasziniert mich, dass es so spektakuläre, schnelle Bewegungen gibt, aber auch Momente, wie bei einem Handstand, in denen man mal durchatmen kann – sowohl der Zuschauer als auch der Athlet – und dann geht es wieder sofort weiter. Der Barren ist eben sehr vielseitig. Es gibt Elemente über die Holme, durch die Holme unter die Holme.“

Wichtig sei, lüftet Lukas Dauser auch dieses Geheimnis: „Es muss leicht ausschauen und elegant wirken, auch wenn’s schwerfällt.“



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